Lucia-Chor bringt das Licht in Stader Kirchen, Kitas und Seniorenheime 

Lucia-Chor bringt das Licht in Stader Kirchen, Kitas und Seniorenheime 

Schwedische Sängerinnen kommen im Dezember wieder in die Hansestadt Wenn die weiß gewandeten Lucia-Sängerinnen mit ...

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© Martin Elsen

Schwedische Sängerinnen kommen im Dezember wieder in die Hansestadt

Wenn die weiß gewandeten Lucia-Sängerinnen mit Fackeln durch die Stader Innenstadt ziehen oder zum großen Konzertabend die St.-Wilhadi-Kirche betreten, stehen hunderte Menschen ergriffen Spalier. Tausende sind es aber, für die der schwedische Chor an den zwei Tagen im Dezember hinter verschlossenen Türen singt – in Kitas, Schulen und Seniorenheimen. 

300 Kinder stehen in der Turnhalle der Stader Grundschule parat und warten ganz ungeduldig auf die engelhaften Wesen, die gleich durch die große Tür hereinschweben werden. Die Kinder schwenken kleine gelb-blaue Schwedenfähnchen, die sie selbst gebastelt haben. Und da kommen sie: Mit Lichtern im Haar betreten 30 in weiße Gewänder gehüllte Mädchen und Frauen die Turnhalle. Den Kindern verschlägt es die Sprache, ganz gebannt blicken sie auf dieses wunderschöne Geschehen, das sie lange nicht vergessen werden. In dieser schönen Atmosphäre erleben auch die Sängerinnen aus Schweden ganz besondere Momente. Die Freude, die der Chor verbreitet, kommt auf ihn zurück, wenn die Kinder in den Schulen und Kindergärten sich gut vorbereitet präsentieren, extra gebastelte Gastgeschenkeverteilen und den Schwedinnen selbst ein Ständchen bringen können. 

„Der Lucia-Auftritt ist für uns das schönste Ereignis in der Weihnachtszeit“, sagt Anette Dubbels, Leiterin des DRK-Heims in der Wendenstraße. So wie in den Heimen Katharinenhof, Dorea und St. Josef gingen die Mädchen auch hier singend durch die Flure und suchten die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht aus dem Bett konnten, in ihren Zimmern auf. Lieder wie Stille Nacht, Heilige Nacht sangen oder summten viele mit. Im großen Essenssaal des DRK-Heims und vor allem auf den Zimmern flossen Tränen der Rührung. 

Wenn die Sängerinnen aus Ronneby und Karlshamn, der Stader Partnerstadt, nach Stade kommen, erwartet sie ein strammes Programm. Kindergärten, Schulen, Seniorenheime, der Stader Weihnachtsmarkt und die Wilhadi-Kirche stehen auf dem Terminzettel. Los geht es jeweils an der Jugendherberge, wo die zwei Dutzend Chormitglieder wohnen. 

Dort wurden sie auch willkommen geheißen. Besonders Birgitta Behrends freut sich über alle Maßen. Die 82-jährige Staderin nimmt die Lucia-Delegation seit vielen Jahren in Empfang. Als Schwedin vermittelt sie den Gästen wichtige Informationen für ihren Besuch in Stade. „Für mich kommen beim Besuch der Lucias auch immer heimatliche Gefühle auf“, sagt Birgitta Behrends.

In Stade steht für die Tournee eine Gruppe Ehrenamtlicher parat, die es erst möglich machen, dass die Auftritte wie am Schnürchen laufen können. Kirsten und Thomas Schomaker, Dieter Schilling und Birgit Schmidt gehören zu der Gruppe. Da die Sängerinnen sich in zwei Gruppen aufteilen, um ihre Auftrittsorte abdecken zu können, müssen eben auch diese zwei Gruppen gefahren werden. Zusätzlich zum Busfahrer fahren die engagierten Stader einen Teil der Sängerinnen von Ort zu Ort. Kirsten und Thomas Schomaker kümmern sich das ganze Jahr über zusammen mit Birgitta Behrends um die Organisation des Besuchs. Dieter Schilling ist an den Besuchstagen als Fahrer mit dabei und Birgit Schmidt ist die Dolmetscherin für die zweite Gruppe. Warum die Ehrenamtlichen so viel Arbeit in ihre Aufgabe investieren? Ganz einfach. „Das sind auch für uns ganz emotionale Momente, wenn der Lucia-Chor vor den alten Menschen singt und ihnen Freude bringt“, sagt Schomaker. 

Ein öffentlicher Höhepunkt ist jedes Mal der Fackelumzug durch die Stader Innenstadt über den Weihnachtsmarkt. Mit den Fackeln und dem Gesang versprüht der Chor ein gehöriges Stück Glückseligkeit im Alltag. 

Bei den Konzerten geht es aber auch lustig und schwungvoll zu. Zum Beispiel, wenn das Lied vom Weihnachtsmann erklingt, der von Tür zur Tür geht und überall einen Schnaps bekommt. Den Verlauf des Liedes kann man sich mit etwas Phantasie ausmalen… . Die Schwedinnen haben auch ein Lied auf Deutsch im Programm. Mit „Guten Abend in dieser Stadt“, stimmen die jungen Frauen in bestem Deutsch auf ihr Konzert ein. 

Kenner des Gesangs hören heraus, dass die meisten Sängerinnen ausgebildete Stimmen haben. Viele von ihnen besuchen eine Schule, in der der Schwerpunkt auf Musik liegt oder gehören zum Jugendchor der Kirche in Ronneby. 

Mit dem Chor unterwegs zu sein und nach Deutschland zu kommen, bedeutet den Sängerinnen viel, weiß Birgitta Behrends. Für sie ist es auch ein Erlebnis, die begeisterten Zuhörer in Stade zu sehen, auf die der Lucia-Funke gleich überspringt. Egal ob jung oder alt. 

Die schwedischen Sängerinnen treten wieder auf dem Weihnachtsmarkt auf. © Stief

Der Brauch

In Schweden wird am 13. Dezember das Lucia-Fest gefeiert. Das Fest fällt auf diesen Tag, weil der 13. Dezember vor der gregorianischen Kalenderre-form im 16. Jahrhundert der kürzeste Tag des Jahres war. Der Name des Festes geht auf Lucia zurück, der Schutzheiligen von Syrakus. In Sizilien geboren, erzählte ihre Mutter ihr schon in jungen Jahren vom Christentum und von den Christen, die zu damaliger Zeit verfolgt wurden und sich verstecken mussten. Der Legende nach soll die heilige Lucia viele ihrer Glaubensge-nossen in den Verstecken mit Nahrung versorgt haben. Zum Tragen der Speisen brauchte Lucia beide Hände und um in den dunklen Verstecken etwas sehen zu können, trug sie auf dem Kopf einen Lichterkranz. Der Legende nach starb Lucia im Jahre 303 einen Märtyrertod. 

In der Mitte des 19. Jahrhunderts lebte das Luciafest als Mischung mit alten Bräuchen wieder auf. Vorerst nur den Gutshäusern vorbehalten, verbreitete sich das Fest in der schwedischen Bevölkerung. Die Lucia, dargestellt von einem Mädchen mit einem weißen Gewand mit rotem Gürtel und einem Lichterkranz im Haar, symbolisiert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. 

Das heutige Fest ist nur wenig kirchlich geprägt. Die Feierlichkeiten beginnen meist am Morgen in der Familie und setzen sich später in Kindergärten, Schulen und an Arbeitsplätzen fort. Ein wichtiges Element des Lucia-Festes sind traditionelle Speisen und Getränke wie das Safrangebäck und der schwedische Glühwein sowie das Singen der Lucia-Lieder. 

Im Jahr 1984 unterzeichneten Vertreter der Städte Stade und Karlshamn einen Partnerschaftsvertrag. Im Rahmen des darauffolgenden Austauschs kam in der Vorweihnachtszeit eine Gruppe von 30 jungen schwedischen Frauen nach Stade, um die Lucia-Lieder vorzutragen. 

Öffentliche Auftritte des Lucia-Chores

5. Dezember:

Die Stader Hafensänger beginnen ihr Konzert um 15 Uhr am Neuen Pferdemarkt. Um 16 Uhr tritt der Lucia-Chor auf der Bühne vor dem Einkaufsmarkt auf. 

6. Dezember: 

Um 15.30 Uhr beginnt der Lichterumzug des Lucia-Chores am Fischmarkt. Der Weg führt zur Bühne am Neuen Pferdemarkt, wo ihr Auf-tritt um 16 Uhr beginnt. Der Lucia-Gottesdienst in der Kirche St. Wilhadi beginnt um 17.30 Uhr. 

Das Lucia-Fest wird von Stade aktuell, der Gemeinschaft der Gastronomen und Kaufleute in der Innenstadt veranstaltet. 

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