„Ein Klassenausflug, der nie aufhört“

„Ein Klassenausflug, der nie aufhört“

Du trittst am 26. Februar 2026 mit deiner Band „Fools Garden“ im STADEUM auf. Warst ...

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Peter Freudenthaler von Fools Garden tritt im Februar im STADEUM auf. © Valter Pelns

Am Donnerstag, 26. Februar 2026 holen Fools Garden die 90er nach Stade: Mit ihrer „Dish of the Day“-Tour feiern die „Lemon Tree“-Macher 30 Jahre ihres ­Erfolgsalbums – inklusive überarbeiteter Premium-Edition und Band-Biografie.
Erwartet werden nicht nur Nostalgie und Mitsing-Momente, sondern ein Abend voller Qualitäts-Pop in bester Beatles-Tradition, der zeigt: Fools Garden sind weit mehr als ein One-Hit-Wonder. Stader Brise Redakteurin Julia Balzer hat mit Frontmann und Sänger Peter Freudenthaler über Hits, KI und Lebensglück gesprochen.

Du trittst am 26. Februar 2026 mit deiner Band „Fools Garden“ im STADEUM auf. Warst du schon einmal in Stade?

Ich meine, ja. Ich habe viele ­Jahre lang Freunde im Norden besucht und erinnere mich, dass wir auch in Stade waren – aber mit meiner Band war ich bisher noch nicht da.

Also eine Premiere. Macht es für euch einen Unterschied, ob ihr in einer Großstadt oder vor kleinerem Publikum spielt?

Für mich zählt nicht die Größe des Publikums, sondern die Energie. Egal, ob 10, 200 oder 500 Menschen im Saal sind –
sie alle haben Eintritt gezahlt, um einen besonderen Abend zu erleben und deshalb bekommen sie auch immer alles von uns. Natürlich sind große Festivals beeindruckend. Sie sind gut für’s Ego, wenn man auf eine riesige Bühne kommt. Aber gerade die kleineren Konzerte haben ihren ganz eigenen Wert. In einer Zeit, in der durch Social Media vieles unpersönlicher wird, sind die intimen Momente fast wichtiger geworden.

Ihr seid inzwischen seit über drei Jahrzehnten unterwegs, euer Erfolgsalbum „Dish of the Day“ feiert Jubiläum. Wenn du an die Anfangszeit zurückdenkst – was kommt dir zuerst in den Sinn?

Vor allem, wie schnell die Zeit vergangen ist. 33 Jahre – das ist verrückt. Als wir in den 90ern losgelegt haben, war die Welt noch eine ganz andere. Es gab kein Social Media, das Internet steckte in den Kinderschuhen. CDs waren der große Markt, Radio und Fernsehen hatten eine Macht, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Diese Realität, die wir heute haben, gab es damals einfach nicht. Und trotzdem war es eine unglaublich aufregende Zeit.

Heute stehen wir mitten in ei­ner neuen Revolution – Stichwort künstliche Intelligenz. Siehst du Gefahren darin?

Ja, definitiv. Ich habe neulich Songentwürfe zugeschickt bekommen – geschrieben von einer KI über meine Heimatstadt Pforzheim. Und die waren erschreckend gut! Einerseits faszinierend, andererseits beängstigend. Ich glaube, wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir das Vertrauen ineinander, es macht etwas mit unserer Gesellschaft. 

Schon heute sieht man, wie leicht Videos manipuliert werden können. Aber: Es gibt auch positive Seiten. Solange die KI ein Werkzeug bleibt und man sich selbst treu, ist das okay. Aber Texte komplett von Künstlicher Intelligenz schreiben lassen – das möchte ich nicht. Da ginge ein Stück Selbstwertgefühl verloren.

Dieses Gefühl, etwas Eigenes geschaffen zu haben …

Genau. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich Tage über einem Songtext sitze, bis er endlich da ist – und ich weiß: Das kommt von mir. Dieses Glücksgefühl kann dir keine KI geben. Wenn alles nur noch Maschinenarbeit wäre, fehlt der Stolz auf das, was man selbst geschaffen hat.

Apropos Songs: Stimmt es, dass „Lemon Tree“ in nur 20 Minuten entstanden ist?

(lacht) So ungefähr. Ich habe damals in meinem Schlafzimmer am Klavier gesessen, auf meine Freundin gewartet und ein bisschen herumgeklimpert. Auf einmal war die Melodie da. Ich dachte: Das klingt gut – ergibt aber überhaupt keinen Sinn. Doch dann habe ich den Text drumherum gebaut. Als meine Freundin ankam, habe ich ihr den Song vorgespielt und sie meinte sofort: „Das wird ein Hit.“ Am nächsten Tag bin ich zu meinem Freund, Mitmusiker und Co-Autor Volker ins Studio gegangen. Auch er war überzeugt. Am Nachmittag hatten
wir den Song aufgenommen.

Ein Geschenk also?

Definitiv. „Lemon Tree“ ist unser „Smoke on the Water“. Er hat uns in so viele Länder und auf so viele Bühnen gebracht, das wäre ohne diesen Hit nie passiert. Natürlich werden wir immer wieder an diesem Lied gemessen. Aber wir sind dankbar, dass es ihn gibt – es ist ein Segen, kein Fluch.

Du hast auch ein Buch mit dem schönen Titel „Mein Leben als Zitronenbaum“ geschrieben. Wie kam es dazu?

Der Verlag hat mich gefragt und erst dachte ich: Ein Buch von mir? Wirklich? Aber dann habe ich überlegt: Wenn ich heute ein Buch von meinen Eltern oder Großeltern hätte, wäre das unglaublich wertvoll. Viele Fragen, die ich damals nicht gestellt habe, sind heute offen. Also habe ich gesagt: Ich mache das – wenn nicht für die Öffentlichkeit, dann zumindest für meine Kinder und Enkel.
Am Ende war es eine wunderbare Zeitreise, und ich bin froh, dass ich es getan habe.

Zurück zum Konzert in Stade: Was darf das Publikum erwarten?

Natürlich den Song „Lemon Tree“ – ohne den geht es nicht (lacht). Aber auch viele Songs von „Dish of the Day“ und aus den Jahren danach. Es wird eine Zeitreise zurück in die 90er, mit Geschichten, Überraschungen und ganz viel Nostalgie. Außerdem gibt es pro Konzert eine besondere Aktion: Schwarzwald-Radio verlost einen „Dish of the Day“ – einen Tisch, der mit Essen und Getränken gedeckt ist.
Auch in Stade ist das geplant.

Sehr originell! Wie bleibst du nach all den Jahren motiviert und positiv?

Ich glaube, das liegt an meiner Grundhaltung. Ich hatte eine tolle Kindheit, eine wunderbare Familie, und ich bin mir bewusst, dass das Leben ein Geschenk ist. Wir leben auf einem paradiesischen Planeten – außerhalb der Atmosphäre ist es dunkel und kalt. Daran denke ich oft. Und mit meiner Band ist es wie ein endloser Klassenausflug: Wir sind alle um die 60, aber wir haben immer noch Spaß, reisen gemeinsam, lachen viel. Das hält jung.

Was würdest du jungen Musikern raten, die gerade am Anfang stehen?

Glaub an dich selbst und geh deinen Weg. Wir haben oft gehört: Ihr seid zu alt. Ihr singt auf Englisch, das funktioniert nicht. Auch Max Giesinger wurde an der Popakademie abgelehnt – und schau, wo er heute steht. Man darf nicht ständig nach dem großen Erfolg schielen. Jeder Song ist ein Tagebucheintrag. Ob er ein Hit wird oder nicht – das ist zweitrangig. Wichtig ist, dass er dir etwas bedeutet. Mach das, was du fühlst. Und wenn du damit andere Menschen berührst, ist das der größte Erfolg.

Ein sehr schönes Schlusswort. Peter, vielen Dank für das nette Gespräch – wir freuen uns auf euch im STADEUM!

Danke dir, Julia. Und hoffentlich sehen wir uns im Februar – sag einfach Hallo!

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