Wie steht es aktuell um die Elektromobilität und die Nachfrage nach E-Fahrzeugen? Marcel Willen, Fachbereichsleiter Vertrieb Energie- und Dienstleistungen bei den Stadtwerken Stade, und Stader Brise Redakteurin Julia Balzer haben Michael Bröhan-Schmand, Verkaufsleiter vom Autohaus Werner Bröhan in Jork-Königreich und Stade-Wiepenkathen und Rainer Durdel, Verkaufsberater der VW-Autohäuser Spreckelsen zu diesem Thema interviewt.
Wie sehen Sie die Entwicklung der E-Fahrzeuge?
Michael Bröhan-Schmand: Es ist eine rasante Entwicklung. Unsere beiden Marken Hyundai und Volvo sind diese schon immer konsequent mitgegangen. Die Ladekapazität und Effizienz werden ständig verbessert, es gibt immer mehr Schnelllademöglichkeiten und höhere Reichweiten. Im Hyundai-Verkauf liegen wir jetzt schon bei 45 Prozent an vollelektrischen Autos, und alle unsere Verkäufer sind voll geschult auf Elektromobilität und davon überzeugt. Zwar gibt es einen kleinen Einbruch durch den Wegfall der Förderung. Aber die Zukunft ist definitiv die E-Mobilität. Volvo bietet ab 2029 keine Verbrenner mehr an und liefert dieses Jahr knapp 75 Prozent der Fahrzeuge mit Stecker aus. Zusätzlich produziert Volvo seit März keine Dieselfahrzeuge mehr. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass das bidirektionale Laden eine größere Rolle spielen wird. Dabei fungiert das Auto beim Laden als Speicher für Energie, die zum Beispiel im Haus genutzt werden kann. Drei unserer aktuellen Hyundai-Modelle könnten das bereits.
Rainer Durdel: Der Trend hat sich deutlich verändert, vor allem in Bezug auf die Ladegeschwindigkeiten. Seit der Markteinführung des ID.3 vor dreieinhalb Jahren hat sich enorm viel getan. Die E-Mobilität ist nicht mehr nur ein Randphänomen, sondern gehört immer mehr zum Image eines Unternehmens. Allerdings erleben wir derzeit einen Einbruch in der Nachfrage aufgrund des Wegfalls der staatlichen Förderungen. Es herrscht Unsicherheit bei den Verbrauchern, obwohl es attraktive Leasingangebote gibt.
Wie bewerten Sie die asiatischen Autolieferanten am deutschen Automarkt?
Michael Bröhan-Schmand: Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Die Marken BYD, Ora oder MG dringen gerade in den Markt ein. Unserer Hersteller haben das auf dem Zettel. Als Beispiel ist der MG4 sehr einfach gebaut und daher auch sehr günstig. Der Vertrieb ist meist noch sehr anonym und das Servicenetz wird gerade erst aufgebaut. Die E-Mobilität ist sehr beratungsintensiv und das leisten die chinesischen Hersteller aktuell noch nicht. Da liegt unsere Stärke.
Rainer Durdel: Der Vertrieb asiatischer Hersteller ist ziemlich aggressiv und stellt eine ernstzunehmende Konkurrenz dar. Allerdings ist die Qualität ihrer Fahrzeuge nur bedingt überzeugend. Wir versuchen, unsere Kunden mit der Verbundenheit und dem Vertrauen zu einem regionalen Autohaus zu überzeugen.
Wie schätzen Sie die Akzeptanz der Elektrofahrzeuge ein? Ist ein E-Auto bereits alltagstauglich?
Michael Bröhan-Schmand: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ja. Die Reichweite eines E-Autos ist inzwischen mehr als akzeptabel. Und beim Wiederverkauf eines gebrauchten Hyundai zum Beispiel gibt es ein Zertifikat für die Batterie. Anhand dessen kann die noch vorhandene Ladekapazität nachgewiesen werden. Die Erfahrung zeigt, dass selbst bei fünf Jahre alten Akkus kaum Verluste zu messen sind.
Doch um die Akzeptanz weiter zu erhöhen, müssen wir gut informieren – über die Reichweite, die Ladeinfrastruktur und auch darüber, wie man die Batterie schonend und richtig auflädt. Viele wissen zum Beispiel noch nicht, dass es Modelle gibt, die an Schnellladestationen in 18 Minuten aufgeladen werden können. Kaum länger als beim Tanken. Weitere Überzeugungsarbeit in diesem Bereich ist also gefragt.
Rainer Durdel: Aus meiner Erfahrung und der unserer Kunden sind Elektrofahrzeuge definitiv alltagstauglich. Allerdings müssen wir weiterhin Ängste bezüglich der Reichweite ausräumen. Eine genaue Gebrauchsanweisung zur Batterieladung ist ebenfalls wichtig, ähnlich wie beim Handy.
Wie kann ich den Durchschnittsverbrauch eines E-Autos errechnen und wo liegt dieser in absoluten Euro gegenüber einem konventionellen?
Michael Bröhan-Schmand: Die Rechnung ist ganz einfach. Lade ich mein Auto zu Hause an einer haushaltsüblichen Steckdose ohne PV-Anlage, kostet mich das ca. 6,50 Euro pro 100 Kilometer. Beim konventionellen Sprit komme ich auf 12,- bis 14,- Euro pro 100 km.
Rainer Durdel: Eine Tankfüllung eines E-Autos kostet durchschnittlich etwa 30 Euro und hat eine Reichweite von ungefähr 400 Kilometern. Hierbei ist natürlich entscheidend, ob zu Hause mit oder ohne selbst erzeugten Strom einer PV-Anlage getankt wird oder an einer Schnellladestation.
Wie verhalten sich die Kosten für Steuern, Versicherung, sowie TÜV, Wartung und Verschleiß bei einem E-Auto gegenüber einem konventionellen Fahrzeug? Gibt es da erhebliche Unterschiede?
Michael Bröhan-Schmand: Hier ist eine Vollkostenbetrachtung sinnvoll: Man zahlt keine Steuern bis 2030, hat kaum Wartungskosten, wenig Unterhaltskosten. Die Versicherungskosten sind noch vergleichbar mit Verbrennern. Es gibt allerdings eine Diskrepanz bei den Anschaffungskosten. Ein E-Fahrzeug kostet 20 bis 25 Prozent mehr als ein herkömmliches Auto. Beim Leasen besteht allerdings die Chance, das zu relativieren. Die Leasingraten sind meist vom Hersteller gefördert und ähnlich wie bei den Verbrennern.
Rainer Durdel: Die Kosten für Wartung und Verschleiß sind etwa ein Drittel günstiger als bei herkömmlichen Fahrzeugen. Bei Anschaffungskosten in der ID.3/Golf-Klasse liegt die Differenz bei etwa 20 bis 30% zugunsten des Verbrenners.
Abschließend die Frage: Auf welche Fahrzeuge können wir uns freuen?
Michael Bröhan-Schmand: Auf jeden Fall auf den kleinsten SUV von Volvo, den EX30, der gerade auf den Markt gekommen ist. Hyundai ist mit dem neuen Kona sehr gut aufgestellt sowie mit einer besonders sportlichen Version des beliebten IONIQ 5, dem 5N, ebenfalls gerade erschienen. Damit sprechen wir die Interessenten an, die sich ein emotionales und spaßiges E-Fahrzeug bisher nicht vorstellen konnten. Wir warten außerdem sehnsüchtig auf den Verkaufsstart des großen Hyundai SUV IONIQ 9 und auf den Kleinwagen Hyundai Casper, der in einigen Märkten bereits eingeführt wurde. Und nicht zu vergessen in der zweiten Jahreshälfte die Markteinführung des großen Volvo EX90 mit einem 111 kW Akku.
Rainer Durdel: Im Jahr 2025 soll der ID. 2all (ID.2) für unter 25.000 Euro auf den Markt kommen, gefolgt 2026 von einem Kleinwagen für unter 20.000 Euro, für den derzeit noch kein Name feststeht.
Weitere Informationen zur E-Mobilität:
Hyundai und Volvo Vertragshändler
Autohaus Werner Bröhan GmbH
– Verkaufsleitung –
Michael Bröhan-Schmand
Gravenhorst-Weg 4
21684 Stade-Wiepenkathen
04141 99110
Weitere Informationen zur E-Mobilität:
Autohaus Spreckelsen
GmbH & Co. KG
Schiffertorsstraße 11
21682 Stade
– Verkaufsberater –
Rainer Durdel
04141 79490
Weitere Informationen zur E-Mobilität:
Stadtwerke Stade GmbH
Hansestr. 18, 21682 Stade
04141 404 – 442
04141 404 – 444